Feindin im Schatten der eigenen Hütte
„ ‚Der Begriff Feminismus ist salonfähig geworden‘, sagt Hannah Schultes, Sozialwissenschafterin und Redakteurin beim linken Magazin ‚Analyse & Kritik‘. ‚Sich als Feministin zu bezeichnen war noch vor gar nicht so langer Zeit ein radikales politisches Statement, das hat sich auf jeden Fall verändert.‘ Diese Veränderung stößt vor allem linken Denkerinnen sauer auf. Am Feminismus der Spitzenfrauen, dessen Vertreterinnen sich für 50% Frauen in Aufsichtsräten und Chefetagen starkmachen, arbeiten sich drei politische Philosophinnen in einem Manifest ab, das soeben in deutscher Sprache erschienen ist. Nancy Fraser, Cinzia Arruzza und Tithi Bhattacharya plädieren für einen ‚Feminismus für die 99%‘, der sich als international versteht, als ökologisch, antirassistisch – und vor allem eines: antikapitalistisch. Ihr Feindbild ist ein liberaler Feminismus, wie ihn die US-amerikanischen Professorinnen bei prominenten Frauen wie Hillary Clinton oder Facebook-Managerin Sheryl Sandberg, die mit ihrer Plattform ‚Lean In‘ Frauen dabei unterstützt, ‚ihre Ziele zu erreichen und eine gleichberechtigte Welt zu schaffen‘, identifizieren (...).“
Brigitte Theißl: „Der Ruf nach einem Feminismus für die 99 Prozent. Von Sheryl Sandberg bis Christine Lagarde: Am liberalen Feminismus der Spitzenfrauen regt sich Kritik“, in: Der Standard, 11. August 2019, Wien
Bild © Marcella Ruiz Cruz / Burgtheater
Eine typische Sängerin
„(...) Für einen weiteren kreativen Zugang zur Frage, ob Jugendliche die Hypersexualisierung in Videos erkennen, baten wir die Teilnehmer*innen, zu malen und kurz zu beschreiben, wie eine typische Sängerin im Musikvideo aussieht. In etwas mehr als der Hälfte der Bilder der Jugendlichen war keine Sexualisierung zu erkennen. Es wurden Sängerinnen in normaler Kleidung am Mikrofon gemalt. In 47% aller Zeichnungen ist jedoch eindeutig eine Sexualisierung angelegt, d. h. einige kennzeichnen Sängerinnen also explizit als sexualisiert. Typische Ausprägungen sind Frauen mit langen Haaren, Absatzschuhen und sehr knapper Kleidung. Die befragten Jungen malen häufiger (59%) sexualisierte Figuren als die Mädchen (41%) und haben meist einen wertschätzenden Unterton in der Beschreibung des Typischen einer Musikvideo-Sängerin, wie z. B. ‚krass geschminkt, figurbetont, schöne Haare‘ (Junge, 17 Jahre) oder ‚leicht bekleidet, gute Kurven, sonst dünn‘ (Junge, 16 Jahre). Bei den Mädchen, die ihre Figur sexualisierter darstellen, bleibt es bei den meisten im Unklaren, wie sie dies einschätzen. Es gibt aber auch Ausnahmefälle wie eine 15-Jährige, die beschreibt, was sie für typisch erachtet: ‚Frauen werden als Sexobjekte meistens in Musikvideos dargestellt.‘ Auf ihrem Bild zeichnete sie eine Frau ohne Kopf, also die typische Zerstückelung des weiblichen Körpers. Die Frau scheint sich zu bücken und streckt dem Betrachter den Po entgegen, der deutlich aus der Hose herausschaut und damit den Blick auf den Stringtanga freigibt. Am Bildrand findet sich ein Hinweis auf die Sängerin Nicki Minaj, die für ihre freizügigen und sexuellen Performances bekannt ist. Dies ist ein Hinweis, dass zumindest die Hälfte der Jugendlichen die Sexualisierung, u. a. in Kleidung und Kameraperspektive, als typisch wahrnimmt.“
Maya Götz, Ana Eckhardt Rodriguez: „I want you to ruin my life. Geschlechterdarstellung in Musikvideos“, 2019, Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen IZI, München, S. 5
Berta Zuckerkandl, Angelika Hurwicz
Berta Zuckerkandl, Angelika Hurwicz
Berta Zuckerkandl (1864–1945) war eine der letzten bedeutenden Salonieren. Ihr literarischen Salon im Palais Lieben-Auspitz mit direktem Blick aufs Burgtheater brachte zahlreiche Menschen aus Kunst, Wissenschaft und Politik zusammen, darunter Theaterdirektoren, Schauspieler*innen und Dramatiker*innen. So soll sie Arthur Schnitzler sein Entree ins Burgtheater verschafft haben. Sie setzte sich besonders für enge politische und künstlerische Beziehungen ein.
Angelika Hurwicz (1922–1999) wurde als Schauspielerin am Berliner Ensemble unter Bertolt Brecht und Helene Weigel bekannt. In den sechziger Jahren begann sie, auch Regie zu führen. Mit „Tabula Rasa“ von Carl Sternheim 1978 war sie die erste Regisseurin, die am Burgtheater inszenierte.
Bild © theblondproject
Worauf achten Jugendliche ...
„(...) bei den Bildern, die sie hochladen? Auf die Frage, was ihnen an den Fotos besonders wichtig ist, wurde den Jugendlichen eine Liste von zehn Aspekten vorgelegt, denen sie auf einer Viererskala zustimmen oder die sie ablehnen konnten. Die höchste Zustimmung bekam ‚sich gut gelaunt zeigen‘ (87%), gefolgt von ‚sich auf den Bildern von der besten Seite zeigen‘ (82%) und dabei ‚möglichst natürlich aussehen‘« (82%). Dabei zeigen sich deutliche Geschlechtertendenzen: Mädchen legen auf alle genannten Aspekte mehr wert. Fast allen Mädchen (90%) ist es wichtig, sich auf ihren Bildern möglichst gut gelaunt zu präsentieren. Außerdem wollen ‚natürlich aussehen‘ (88%) und sich gleichzeitig ‚von ihrer besten Seite zeigen‘ (87%). Eine deutliche geschlechterspezifische Tendenz zeigt sich bei der Wichtigkeit, möglichst schlank auszusehen: Für 81% der Mädchen ist dieser Aspekt bedeutend, während es bei den Jungen nur 57% sind. Lediglich bei der Priorität, sportlich auszusehen, zeigen sich keine signifikanten Geschlechterunterschiede. Fazit: Einem Ideal zu entsprechen, ist den jugendlichen Mädchen noch einmal wichtiger als den Jungen.“
Maya Götz: „Man braucht ein perfektes Bild. Die Selbstinszenierung von Mädchen auf Instagram“, 2019, Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen IZI, München
Bild © theblondproject
Walentina Tereschkowa, Kosmonautin
Walentina Tereschkowa, Kosmonautin
„Alles läuft perfekt! – Der erste Funkspruch von Walentina Tereschkowa aus der Erdumlaufbahn. Es ist der 16. Juni 1963. Das erste Mal, dass eine Frau in den Kosmos katapultiert wird. Nach Sputnik und Gagarin ein neuer Triumph, ein neuer Superlativ für die Sowjetmacht. Dass sich eine Frau, eine Repräsentantin des ‚schwachen Geschlechts‘ in die Phalanx der kosmischen ‚Supermänner‘ wagte, machte die Sache besonders spektakulär.“
Quelle, Ausmalbild Walentina Tereschkowa
Bild © theblondproject
Wie Instagrammerinnen stehen
„In jedem dritten Bild posten Influencerinnen Ganzkörperaufnahmen von sich (...). Auf diesen Fotos inszenieren sie sich in einer Körperhaltung, die fast immer asymmetrisch ist. Das Gewicht lastet auf einem Bein und das andere ist leicht davor oder daneben sowie häufig auf den Fußballen gestellt. Faktisch wird sie vermutlich eingenommen, weil durch die Verdrehung der Körper angespannt wird und schmaler wirkt und die Beine optisch länger erscheinen.“
Maya Götz, Josephine Becker: „Das ‚zufällig‘ überkreuzte Bein“, 2019, Televizion Digital, Heft 32/2019/1, München, S. 25
150 Jahre Frauenrechte in Österreich
150 Jahre Frauenrechte in Österreich
„Es ist noch keine hundertzwanzig Jahre her, dass den Frauen in Österreich höhere und Hochschulen offenstehen. Frauen haben seitdem ihren traditionellen Bildungsrückstand nicht nur aufgeholt, sondern Männer überholt. Inzwischen maturieren und studieren mehr Frauen als Männer. Es ist noch keine hundert Jahre her, dass Frauen in Österreich wählen und gewählt werden können. Gestiegen ist der Anteil der Frauen in der Politik sowohl auf Gemeinde-, Landes und Bundesebene nicht zuletzt aufgrund von Quotenregelungen in den 1980-er und 1990-er Jahren. In den letzten Jahren allerdings scheint diese Entwicklung wieder zu stagnieren. Im Nationalrat ging der Frauenanteil etwas zurück, er beträgt 2016 31%. Von den BürgermeisterInnen Österreichs sind nicht einmal 7% Frauen, und die oberösterreichische Landesregierung bestand nach den Wahlen 2015 ausschließlich aus Männern.“
Susanne Feigl: „Factsheet: 150 Jahre Frauenrechte in Österreich“, 2019, Sozialministerium Wien, S. 2
Bild © theblondproject
Altersgap
„Wenn Frauen vorkommen, dann als junge Frauen: Bis zu einem Alter von Mitte 30 Jahren kommen Frauen und Männer in etwa gleich oft vor. Ab Mitte 30 verändert sich dies: hier kommen auf eine Frau zwei Männer. Ab 50 Jahren kommen auf eine Frau drei Männer. Dieser Schwund findet in allen Sendern über alle Formate und Genres statt. Dies gilt auch für den Kinofilm.“
Elisabeth Prommer, Christine Linke: „Audiovisuelle Diversität? Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland“, Institut für Medienforschung, Philosophische Fakultät, Universität Rostock, S. 14
Eine typische Sängerin
„(...) Für einen weiteren kreativen Zugang zur Frage, ob Jugendliche die Hypersexualisierung in Videos erkennen, baten wir die Teilnehmer*innen, zu malen und kurz zu beschreiben, wie eine typische Sängerin im Musikvideo aussieht. In etwas mehr als der Hälfte der Bilder der Jugendlichen war keine Sexualisierung zu erkennen. Es wurden Sängerinnen in normaler Kleidung am Mikrofon gemalt. In 47% aller Zeichnungen ist jedoch eindeutig eine Sexualisierung angelegt, d. h. einige kennzeichnen Sängerinnen also explizit als sexualisiert. Typische Ausprägungen sind Frauen mit langen Haaren, Absatzschuhen und sehr knapper Kleidung. Die befragten Jungen malen häufiger (59%) sexualisierte Figuren als die Mädchen (41%) und haben meist einen wertschätzenden Unterton in der Beschreibung des Typischen einer Musikvideo-Sängerin, wie z. B. ‚krass geschminkt, figurbetont, schöne Haare‘ (Junge, 17 Jahre) oder ‚leicht bekleidet, gute Kurven, sonst dünn‘ (Junge, 16 Jahre). Bei den Mädchen, die ihre Figur sexualisierter darstellen, bleibt es bei den meisten im Unklaren, wie sie dies einschätzen. Es gibt aber auch Ausnahmefälle wie eine 15-Jährige, die beschreibt, was sie für typisch erachtet: ‚Frauen werden als Sexobjekte meistens in Musikvideos dargestellt.‘ Auf ihrem Bild zeichnete sie eine Frau ohne Kopf, also die typische Zerstückelung des weiblichen Körpers. Die Frau scheint sich zu bücken und streckt dem Betrachter den Po entgegen, der deutlich aus der Hose herausschaut und damit den Blick auf den Stringtanga freigibt. Am Bildrand findet sich ein Hinweis auf die Sängerin Nicki Minaj, die für ihre freizügigen und sexuellen Performances bekannt ist. Dies ist ein Hinweis, dass zumindest die Hälfte der Jugendlichen die Sexualisierung, u. a. in Kleidung und Kameraperspektive, als typisch wahrnimmt.“
Maya Götz, Ana Eckhardt Rodriguez: „I want you to ruin my life. Geschlechterdarstellung in Musikvideos“, 2019, Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen IZI, München, S. 5